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Offene Häuser ist ein Netzwerk, das seit mehr als zwanzig Jahren Menschen mit unterschiedlichen sozialen, beruflichen und regionalen Hintergründen zusammenführt.

Entstanden noch vor 1989 im Umfeld der Evangelischen Kirche, prägt die Intention jener Anfangsjahre – gefährdete Baudenkmale als Freiräume zu verstehen, die erhalten, Schritt für Schritt instand gesetzt und mit neuem Leben gefüllt werden – die Arbeit von Offene Häuser bis heute.

Inzwischen sind zwar keine Freiräume von politischem und ideologischem Druck mehr notwendig, dafür sind Orte rar geworden, die Begegnung ermöglichen ohne wirtschaftlichen Verwertungsdruck, ohne Institutionalisierung und Klientelwirtschaft und die damit verbundene Aus- und Abgrenzung.

Das scheinbar Einfache – irgendwohin zu kommen, um andere Menschen zu treffen und gemeinsam zu arbeiten, etwas zu gestalten, etwas entstehen zu lassen – ist schwierig geworden. Der öffentliche Raum wird immer weniger als Gemeingut verstanden und zunehmend beschnitten. Der Begriff des Gemeinwohls ist aus der Mode gekommen, und Orte gemeinsamen verantwortlichen Engagements gibt es immer weniger.

Offene Häuser versucht, solche Freiräume zu schaffen und zu erhalten. Dabei wollen diejenigen, die sich bei Offene Häuser dauerhaft und verantwortlich engagieren, nicht Organisatoren sein, nicht Macher, sondern Menschen, die eine Vision haben, die Anstöße geben, aber dabei immer auf Resonanz und Mitwirkung anderer angewiesen sind. Das Konzept und die einzelnen Projekte sollen Angebote sein, wollen Räume und Möglichkeiten geben für Engagement, für Begegnungen, für Auf- und Umbrüche.


Offene Häuser hat gegenwärtig eine Reihe historischer Gebäude in den ostdeutschen Bundesländern in Pflege – reizvolle Ensembles, gleichermaßen unbetroffen von den Auswirkungen des industriellen Bauens und der Abrißbagger in der Zeit der DDR wie auch von den Segnungen der neuzeitlichen Bauwirtschaft, Ensembles, denen man ihre jahrhundertelange Geschichte noch ansieht und anfühlt.

Jahrzehnte ohne sorgenden Geist und pflegende Hände sind jedoch nicht spurlos an ihnen vorübergegangen, zumeist standen die Häuser sehr lange leer, waren Wind und Wetter ausgesetzt, was gravierende bauliche Schäden zur Folge hatte.

Schritt für Schritt werden die Häuser nun zu neuem – und altem – Leben erweckt. Während ein Teilgebäude noch ein eben erst notdürftig repariertes Dach trägt, wird ein zweites gerade instand gesetzt und ausgebaut, während das dritte bereits für Konzerte, Seminare oder Unterkünfte genutzt wird. So erfolgen die beiden möglichen Formen des Umgangs mit Gebäuden – der bauende und der nutzende Umgang – nicht nacheinander, sondern parallel und stehen im Idealfall zueinander in Bezug. Das Bauen erhält so zudem seine prozessuale Komponente zurück: Neben dem Ziel, dem wieder nutzbaren Ensemble, wird der Blick auch auf den Weg, die Art und Weise des Umgangs mit historischen Gebäuden, gelenkt.

Dies bedeutet nach der Auffassung von Offene Häuser, Bauen und Erhalten von Gebautem in erster Linie als eine Möglichkeit zu verstehen, Menschen miteinander und mit den Baudenkmalen in Beziehung zu bringen, Begegnung, Austausch und Lernen zu ermöglichen.

Zugleich relativieren sich die zeitlichen Dimensionen. Bei einer Burg mit einer tausendjährigen Geschichte wird die Baupflege immer ein beständiger, teilweise auch ein zyklischer Prozeß bleiben. Angesichts dreihundertjähriger landwirtschaftlicher Nutzung und dreißigjährigen Leerstandes eines solchen Denkmalensembles führen sich tagespolitisch motivierte Geschwindigkeitserwartungen von selbst ad absurdum. Ansätze, die das langfristige Wohlergehen der Gebäude sichern sollen, bringen zudem mit sich, daß sich Phasen intensiverer Aktivitäten mit ruhigeren Phasen abwechseln.

Ein sachgerechter Umgang mit historischen Ensembles impliziert auch die Wertschätzung der die Gebäude umgebenden Natur, die, wenngleich im Laufe der Zeit nicht selten verwildert, in der Regel ursprünglich integraler Bestandteil der jeweiligen Gesamtanlage war. Die möglichst gleichberechtigte Behandlung von Baumbestand und Gebäudebestand, von Außenräumen und Innenräumen, von gewachsener Natur und gebauter Kultur ist deshalb ein wesentliches Charakteristikum der Tätigkeit von Offene Häuser.

Zudem ist es Offene Häuser wichtig, den Gebäuden und ihrem Umfeld ihren Geist, ihre Geschichte, ihre Atmosphäre zu lassen, anstatt sie vermeintlichen Verwertungszwängen auszusetzen und ihnen heutegedachte standardisierte Nutzungskonzepte überzustülpen. Die Sensibilität für den besonderen Charakter jedes Baudenkmals und für die ihm angemessene inhaltliche und geographische Dimension seiner Ausstrahlung führt dazu, daß jedes der von Offene Häuser betreuten Ensembles trotz gleicher Grundintention sein eigenes Profil entwickelt. So hat ein edles Renaissanceschloß unweit der sächsischen Landeshauptstadt andere Potentiale als ein ehemaliges Pfarrhaus im strukturschwachen Mecklenburg.

Schließlich ist es das Anliegen von Offene Häuser, die Gebäude für jeden Interessierten zugänglich und nutzbar zu machen. Angesichts der Unterschiedlichkeit der persönlichen, beruflichen und finanziellen Situationen ist die einzige jedem gleichermaßen mögliche Form der Teilhabe sein persönliches Engagement. So können die unterschiedlichen individuellen Situationen nicht als Einschränkung, sondern als Bereicherung für die Projekte verstanden werden. Die Gleichwertigkeit verschiedener Tätigkeiten gibt die Möglichkeit, traditionelle Muster zu überdenken und eröffnet nicht selten unvermutet neue Perspektiven.

Jeder kann sich mit seinen Ideen und seiner Kraft einbringen, ganz gleich, ob nur für ein Wochenende, regelmäßig neben seiner eigentlichen Tätigkeit oder im Rahmen einer persönlichen Auszeit.

Darüber hinaus sind die Häuser offen für diejenigen Menschen und Gruppen, die dort an eigenen Themen arbeiten und eigene Projekte gestalten wollen, sei es mit sozialer, künstlerischer, gesellschaftlicher oder philosophischer Ausrichtung.

So entstehen Orte, die geprägt sind durch gemeinsames verantwortliches Engagement.


 







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